Die nukleare Apokalypse droht. Heute wie 1984, als der vorletzte Roman von Abe Kōbō erschien. Der beginnt ganz harmlos: Ein Mann geht seinen monatlichen Einkäufen nach. Der beinhaltet verschieden sehr spezielle Gegenstände, wie zum Beispiel große laminierte Trockenzellen, weshalb er in die Stadt fahren muss, da die lokalen Geschäfte nicht das erforderliche böten. In er Stadt hofft er niemandem zu begegnen, den er kennt, denn sein Spitzname Schwein oder Maulwurf folge ihm wie ein Schatten.
Sein Interesse an zum Kauf angebotenen Eupcaccias bringt ihn dann aber mit einer Gruppe von Menschen zusammen, die er dann in sein zu Hause lockt: Einem zum Bunker verwandelten ehemaligen Bergwerk – seine Arche, in der er mit einer ausgewählten Crew die nukleare Apokalypse überstehen und damit der Menschheit das Überleben sichern will.
Zwei der Rekrutierten sind Lockvögel des Insektenhändlers, die den Preis der Ware nach oben treiben sollen. Japanisch auch „sakura“ genannt. Dieses Wort bezeichnet ebenso die Kirschblüte, die für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit steht. Und das sind eigentlich nur die ersten paar Seite.
Traumhaft
Der Atomkrieg droht – das tut er ja eigentlich immer – aber der Maulwurf hat einen Plan. Genauer gesagt hat er dieses stillgelegtes Bergwerk, das seine Arche darstellt. Jetzt sucht er eine Besatzung für seine Arche. Und die ersten findet er zusammen mit einer Insektenart – der Eupcaccia, dem Uhr-Käfer.
So bewegt sich das Buch traumartig voran. Es wurde von dem 1993 verstorbenen, japanischen Schiftsteller Abe Kōbō geschrieben, einem in Japan verehrten Autor.
Eupcaccia lebt, indem es sich von seinen eigenen Ausscheidungen ernährt. Dabei dreht es sich immer um sich selbst, die Bein sind verkümmert, da sie nicht mehr gebraucht werden. Zugleich ist das Tier immer zu Sonne ausgerichtet, sodass es auch als Sonnenuhr dienen kann.
Diese Körperlichkeit wird – wie die der Menschen und Handlungen insgesamt – auf eine klare Weise und zugleich einem beschränkten Blick beschrieben, die surreal anmutet. Alles wirkt zugleich distanziert und sehr intim. Die – natürlich übersetzte – Sprache schmeckt fast nach den Schauplätzen: einem Betonbau, den verregneten Straßen, der Arche im Bergwerk.
Es ist auf seine eigene, eigenartige Weise schön. Wie eine nahezu vergangene Kirschblüte, die Tropfnass herabhängt, aber ihre Farbe und ihre Form noch gegen den kalten Regen verteidigt.
Lesen
Das Buch ist 1984 auf Japanisch unter dem Titel Hakobune sakura maru erschienen und wurde 1988 von Juliet Winters Carpenter ins Englische übersetzt. Diese Übersetzung ist weiterhin erhältlich. Eine deutsche Übersetzung liegt nicht vor.
